Ute Seelig 

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Administration

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2024-03-08

Was werden denn die Leute von mir denken?

Ob wir es wollen, oder nicht, wir begegnen Menschen und interagieren mit Menschen. Das sind zum einen Begegnungen mit Fremden im Alltag. Im Vorbeigehen, im Laden, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen, bei der Arbeit, um nur einige zu nennen. Und zum anderen Begegnungen mit Menschen, die wir kennen, mögen, schätzen, lieben. Und natürlich Begegnungen zu zwischendrin.
Sind wir in den unterschiedlichen Begegnungen immer gleich? Zeigen wir immer unser wirkliches Gesicht? Tragen wir manchmal Masken? Oder verstellen wir uns sogar?
Vermutlich hat beides seine Berechtigung und Richtigkeit. Denn wenn Menschen aufeinandertreffen, ist es oft sinnvoll die individuellen Bedürfnisse hinter einer Art von Gruppenregelung zurückzustellen. Sowas in der Art ist ja die Basis einer jeden Gesellschaftsform.
Ich denke, dass wir situativ und intuitiv wissen, wie wir unserem Gegenüber erscheinen wollen. Und auch der Anteil an „antrainierten“ Verhaltensweisen, schadet uns in der Regel nicht. Die Kunst ist es, die Dosis der Zusammenstellung aus den Anteilen richtig zu wählen.
Eine Herausforderung ist hier der Arbeitsplatz. Ganz klar gibt es hier Vorgaben, was man zu tun hat und wie man sich Vorgesetzten, KollegInnen und auch KundInnen gegenüber verhalten soll. Das passt nicht unbedingt immer mit den eigenen Wertevorstellungen zusammen. Wieweit sollte man diese den gesetzten Regeln und Werten am Arbeitsplatz unterordnen? Hier ist ein gesunder Kompromiss nötig. Und ein regelmäßiges Hinterfragen, ob der Kompromiss noch gesund ist oder nicht.
Wie weit muss ich mich zurücknehmen, um zur „Art des Hauses“ zu passen. Wann laufe ich Gefahr mein Gesicht zu verlieren, mich zur Außenseiterin oder zum Sonderling zu machen? Und ist es andererseits immer soooo schlimm, nicht so zu sein, wie die anderen es erwarten?
Ich möchte Euch eine Begebenheit von meinem Job in der Veranstaltungsbranche erzählen. Ich hatte ein kleines Konzert zu betreuen. Ein Gitarrenlehrer der örtlichen Musikschule und ein Erzähler haben einen Abend mit dem Titel „Del Amor y la Muerte“ zusammengestellt. Liebe und Tod. Vielversprechend, finde ich.
Ich bin keine große Freundin von gezupfter Gitarrenmusik, aber die Zusammenstellung von Gitarrenstücken verschiedener Epochen und auch experimentellen Klangräumen war ausgesprochen abwechslungsreich und stimmungsvoll. Dazwischen oder dazu die mit warmer Stimme rezitierten Texte, die poetisch und geheimnisvoll waren. Das Konzert hat mich immer mehr in seinen Bann gezogen. Und plötzlich – ich kann immer noch nicht sagen, was der Auslöser war – bemerkte ich, wie mich etwas tief im Inneren berührt hat und die Tränen in mir aufstiegen. Der Versuch sie wegzublinzeln und verstohlen wegzuwischen war nicht erfolgreich. Eine Welle von Melancholie schwemmte sie unaufhaltsam nach oben. Wahrscheinlich hat mich der rezitierte Text von einer innigen und poetischen Freundschaft zwischen einem Bergbewohner und seinem Esel so ins Herz getroffen.
In meiner Technikecke im dunklen Saal blieb ich noch unbemerkt. Aber auch bei der Zugabe musste ich noch die eine oder andere Träne wegwischen.
Was werden denn die Leute von mir denken, wenn gleich das Licht im Saal angeht und mein Schniefen und die leicht geröteten Augen meine Betroffenheit und Berührtheit verraten? Was werden die Kulturamtschefin, der Oberbürgermeister, die Kolleginnen für ein Bild von mir haben? Wenn man seine Emotionen zeigt, bringt man andere Menschen oft ganz schön in Verlegenheit, weil sie ihrerseits nicht wissen, wie sie drauf reagieren sollen. Oder weil sie es peinlich, unprofessionell und unangebracht finden.
Nun, in diesem Fall hat dann doch niemand bemerkt, was mit mir los ist. Ich konnte unbemerkt meine Kabel abbauen. Lediglich der Gitarrist, der beim Abbauen dazu kam, um sich zu bedanken, hat sich gewundert, dass ich nur unter Tränen hervorbringen konnte, wie wundervoll der Abend war und wie sehr er mich bewegt hat. Aber er ist immerhin Künstler. Und er wird schon damit umgehen können, was er mit seinen Darbietungen auslöst. Ich hoffe, meine Reaktion hat ihn weniger befremdet, als vielmehr bestärkt.
Also ich finde es richtig, auch am Arbeitsplatz ich selbst zu sein. Auch wenn damit nicht alle anderen Mitarbeitenden umgehen können. Wichtig ist, dass ich achtsam bleibe, um mir und den Menschen in meinem Umfeld nicht zu viel zuzumuten.
Aber wenn ich nicht auch mal ich sein darf, dann sollte ich mir überlegen, ob es vielleicht nicht der richtige Platz für mich ist.

Admin - 13:49:15 | Kommentar hinzufügen

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